Fotografie: Streifenbilder

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(16.06.2024)
Digitale Streifenbilder wie das oben gezeigte entstehen durch ein computergesteuertes Bildverfahren: Aus einem Digitalbild wird eine senkrechte oder eine waagrechte Pixelreihe ausgewählt und ausgeschnitten. Dann werden Kopien dieser Reihe so oft neben- bzw. übereinander gesetzt, bis das gesamte gewünschte Format ausgefüllt ist. So entsteht ein Bild mit – je nach Ausgangsstreifen – waagrechten oder senkrechten Streifen. Da der Kopiervorgang beliebig oft wiederholt werden kann, haben diese Bilder nur in einer Dimension eine fest vorgegebene Größe: die Länge des ausgeschnittenen Streifens. In der anderen Dimension können sie theoretisch unendlich groß werden. Gerhard Richter z.B. hat auf diese Weise bis zu zehn Meter breite Streifenbilder geschaffen.
Bei allen meinem Streifenbildern dient als Basis eine digitale Fotografie; die Basis kann aber auch jede andere Art digitales Bild sein wie ein Scan oder ein vollständig digital erzeugtes Bild.
Der Zufall spielt dabei – wie oft auch im täglichen Leben – eine große Rolle: Die Abfolge der Farben bzw. bei monochromen Bildern der Helligkeitsstufen hängt zunächst vom Original und dann davon ab, welche Pixelreihe daraus ausgewählt wird; d.h. aus einem Foto lassen sich viele, je nach Ausgangsbild wenig bis sehr stark unterschiedliche Streifenbilder erzeugen.
Streifenbilder sind von zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern angefertigt worden, mit sehr unterschiedlichen Streifenzahlen und Streifenbreiten, auch keineswegs immer genau senkrecht oder waagrecht oder durchgehend über die ganze Bildbreite bzw. -länge. Dabei kamen ganz unterschiedliche Techniken zur Anwendung wie Malerei, Klebestreifen oder eben digitale Bildbearbeitung. Einige dieser Kunstschaffenden sind z.B: Anselm Reyle, Barnett Newman, Gerhard Richter, Sean Scully, Agnes Martin, Carla Sá Fernandes, Katrin Heesch und andere (siehe z.B.
Artmajeur Magazin,
Gerhard Richter. Streifen & Glas
oder
Tape Art Convention Berlin 2022).
Während meines naturwissenschaftlichen Studiums ist mir ziemlich schnell bewusst geworden, dass die Welt keineswegs so ist, wie wir sie mit unseren beschränkten Sinnen wahrnehmen (können) und wie wir sie uns aufgrunddessen vorstellen. Dies hat mich angeregt zu erforschen, mit welchen Möglichkeiten diese Erkenntnis fotografisch darstellbar ist. Daraus ist unter anderem eine zweite Serie Streifenbilder entstanden („Überlagerungen“). In dieser Serie ist das Streifenbild dem Originalbild so überlagert, dass das Originalbild noch sichtbar ist, aber entweder nur schemenhaft und kaum identifizierbar, oder es ist stark verfremdet und dadurch nur bedingt erkennbar oder es stellt sich in ungewohnter Weise dar. Dabei kamen verschiedentlich auch noch andere Aufnahme- und Bearbeitungstechniken zur Anwendung.
Zur Wiedergabe am Bildschirm: Die hier gezeigten Streifenbilder setzen sich im Original aus bis zu 6016 Streifen zusammen. Kaum ein Bildschirm kann dermaßen viele Streifen auflösen; d.h. in der Darstellung würde ein mehr oder weniger großer Teil der Streifen „verschluckt“. Die Bilder wirken dadurch weit weniger filigran als sie im Original sind.
Da eine vollumfängliche Darstellung an Bildschirmen somit kaum gegeben ist (und auch aus Gründen der schnelleren Datenübertragung) sind die hier gezeigten Bilder gegenüber den Originalen in ihren Dimensionen und damit in der Zahl der Streifen reduziert.
Alle Fotos: © Thomas Dürst 2024